Schuhe

Warum ist ein guter Wanderschuh so wichtig?

Die richtigen Wanderschuhe sind so wichtig wie beispielsweise die Reifen an einem Fahrzeug. Sie verbinden Dich mit dem Untergrund, auf dem Du stundenlang unterwegs bist und sie umschließen Deinen Fuß, der dies alles irgendwie aushalten muss. Wanderschuhe werden nicht umsonst als der wichtigste Teil der Wanderausrüstung bezeichnet.

Das falsche Schuhwerk kann bei Wanderungen schwerwiegende Folgen hervorrufen, beispielsweise:

Schmerzen beim Wandern
Blasenbildung (mehr dazu beim Thema Socken)
Ausrutschen auf glatten Untergründen (siehe auch beim Thema Schuh-Schneeketten)
Umknicken auf schwierigen Untergründen

Wenn der Schuh drückt, wird aus der Tour schnell eine Tortur. Wohl dem, der weiß, worauf es ankommt. Ein guter Wanderschuh sollte Stabilität beim Auftreten und eine gewisse Stoßdämpfung bieten, er soll sich auch nach mehreren Wanderstunden noch komfortabel am Fuß anfühlen.

Bei der Auswahl eines Schuhs gilt hier das Motto: Probieren geht über Studieren!

Es gibt nicht DEN Schuh der Marke X, der allen passt und allen Anforderungen gerecht wird. Jeder Fuß hat seine eigene Anatomie und Deine bisherigen Geh-Gewohnheiten, beispielsweise Dein Abrollvorgang, spielen bei der Auswahl des für Dich passenden Wanderschuhs eine große Rolle.
Als Einsteiger benötigst Du nur ein gut eingelaufenes Paar (beispielsweise ein einfacher Turnschuh), um festzustellen, ob das Wandern etwas für Dich ist. Du wanderst ja nur maximal 1 h bzw. max. 5 km und steigerst Dich langsam (siehe auch Einsteiger-Tipps). Nimmst Du Größeres in Angriff, dann wirst Du nicht umhin kommen, Dir spezielle Wanderschuhe anzuschaffen.

Genereller Grundsatz: Bevor Du Dich auf eine große Wanderung begibst, laufe neue Schuhe im Alltag ein!

Worauf soll ich beim Kauf achten?

Da es die „eierlegende Wollmilchsau“ auch hier beim Wanderschuh nicht gibt, solltest Du bei der Auswahl Deines Wanderschuhs Folgendes beachten:

Art des Wanderschuhs
Die Art Deiner Wanderung entscheidet über die Art Deines Wanderschuhs! An dieser Stelle musst Du entscheiden, ob Du Sandalen, Halbschuhe oder Stiefel haben willst. Hierbei gilt folgender Grundsatz: So stabil und robust wie nötig und dabei so bequem und leicht wie möglich.
Deine Wahl solltest Du hierbei vom Gelände Deiner Wanderungen abhängig machen. Oft reichen Halbschuhe und an warmen Tagen sogar gute Trekking-Sandalen. Willst Du in die Berge, dann schütze Deine Knöchel und wandere mit Stiefeln. Die Stärke der Verwindungssteife ist ebenfalls ein Auswahlkriterium, hiermit entscheidest Du, wie stark sich der Schuh nach oben und leicht seitlich verbiegen lässt. Probiere es einfach aus, welche Stabilität für Dich passt.
Tipp:
Teste auch mal so genannte Barfußschuhe. Vielleicht erst einmal in Deiner Wohnung, später zeitweise auf einer Wanderung (nimm sie einfach im Rucksack mit). Das bringt Abwechslung und Dein Fuß wird es Dir danken.

Schuhgröße
Im Handel werden Schuhe vorrangig nach der Schuhgröße sortiert. Du musst also entweder Deine Schuhgröße genau wissen oder Du musst sie einfach mal selber ermitteln. Schau Dir dazu diese Hinweise an: Schuhgrößenermittlung

Tipp:
Erstelle Dir eine eigene Tabelle bzw. notiere Dir Deine Werte. Und damit Du mit den Zehen vorne nicht anstößt:
Hast Du Deine Schuhgröße ermittelt, dann schlage den Wert 1 bis 1,5 drauf, denn Dein Fuß wird während einer Wanderung einfach größer.
Meine ersten Wanderschuhe waren zu kurz und so holte ich mir speziell beim Bergabwandern sehr schnell einen blauen Zeh, der erst wieder nach Wochen verschwand.

Schuhbreite bzw. Schuhweite
Neben der Schuhgröße spielt auch die Schuhweite eine Große Rolle. Hast Du einen schmalen, einen normalen oder eher einen breiten Fuß? Dein Ballenmaß und Deine ermittelte EU/DE-Schuhgröße sind dafür ausschlaggebend. Hier findest Du Hinweise: Schuhweitenermittlung
Tipp:
Wenn Du die Möglichkeit hast, dann tausche Erfahrungen mit „gestandenen“ Wanderern aus. So erfährst Du beispielsweise, dass La Sportiva und Salewa-Schuhe zumeist etwas für schmale Füße sind, Meindl- und Lowa-Schuhe normal ausfallen und Schuhe der Marken Keen und Altra etwas weiter ausfallen. Leider gibt nicht jeder Hersteller diesen wichtigen Wert der Schuhweite an. Bei der Marke Hanwag erkennt man es sogar am Produktnamen, so gibt es Narrow (schmal), Wide (breit) und sogar Bunion, speziell für Menschen mit der Großzehenfehlstellung namens Hallux Valgus.
Schau Dir auch Käuferkommentare an, wie die Schuhe ausfallen.
Bedenke auch bei der Schuhgröße und -weite, dass je nach Ausführung Deine Socken etwas auftragen und Dein Fuß dadurch mehr Volumen hat!

Schnürung
Die Funktion der Schnürung wird meist unterschätzt, aber sie verhindert im Idealfall das Durchrutschen des Fußes und somit das Anstoßen Deiner Zehen. Es gibt Modelle, bei denen die Schnürung schon kurz hinter dem Zehenbereich beginnt, damit kannst Du eine optimale Schnürung über fast den gesamten Fuß erreichen.
Tipp:
Zu Beginn Deiner Wanderung solltest Du Deinen Schuh straff genug schnüren und wenn Du nach ein paar Stunden merkst, dass es doch zu stark drückt, dann lockere die Schnürung etwas.

Obermaterial
Für das Obermaterial eines Wanderschuhs kommen zumeist die nachfolgenden 3 Materialien in Frage, die alle ihre Vor- und Nachteile mit sich bringen. Leder ist robust, widerstandsfähig, langlebig, anpassungsfähig, bietet ein angenehmes Fußklima, aber bedarf auch einer Pflege (Fetten, Wachsen). Einmal durchnässt benötigen Lederschuhe eine lange Trockenzeit.
Spezielle Gewebe zumeist aus Polyamidfasern, die extrem robust und reißfest sind, zudem leichter als Leder. Mesh-Gewebe sind leicht, flexibel und atmungsaktiv, aber weniger robust. Schuhe mit einem hohen Mesh-Anteil sind sehr leicht und eignen sich für warme Wandertage, leider lassen Sie aber auch den Regen durch.
Innenmaterial
Solltest Du bei warmen Wetter wandern, so empfiehlt sich ein Wanderschuh mit einem Leder- oder Mesh-Futter. Er ist atmungsaktiver als beispielsweise ein Schuh mit Gore-Tex und bietet Dir dadurch ein angenehmeres Fußklima und trocknet schneller, falls Dich doch einmal der Regen erwischt.
Eine Gore-Tex-Membran (zumeist schon erkennbar an GTX in der Bezeichnung des Schuhs) hilft Dir bei kühlerem Wetter. Regen kann dieser Membran auch nichts anhaben, Deine Füße bleiben trocken. Du schwitzt darin aber auch etwas stärker und wenn der Schuh dann doch von innen nass geworden ist, benötigt er mehr Zeit zum trocknen. Neben Gore-Tex gibt es auch noch andere wasserdichte Membranen (beispielsweise Keen.Dry, Eco-Shell Footwear), sie ist nur die derzeitig wohl Bekannteste.
Innensohle
Ich lege großen Wert darauf, dass die Innensohle herausnehmbar ist. Dadurch kann man den Schuh insgesamt besser trocken bzw. auslüften lassen und ich kann zwischen verschiedenen Sohlen variieren. Der Handel bietet hier ein umfangreiches Angebot.
Tipp:
Bei längeren Wanderungen kann es sich durchaus lohnen, eine 2. Innensohle mitzunehmen. Auch bei mehreren Wanderungen an einem Tag bzw. bei Mehrtages-Wanderungen ist man so flexibler, wenn man nur 1 Paar Wanderschuhe mitgenommen hat.
Ein gutes Auslüften kann Dir auch den Einsatz von Schuh-Deos ersparen.

Außensohle/Zwischensohle
Die Laufsohle sollte Dir einen guten Grip auf dem jeweiligen Untergrund bieten, dass schützt Dich vor Verletzungen. Für einfaches Gelände reichen flache und relativ profillose Sohlen. Dadurch fühlst Du aber auch mehr vom Untergrund, sodass „Schotterpisten“ auf Dauer sehr unangenehm werden können. Mutige können es ja mal mit den Barfußschuhen probieren, zumindest streckenweise. Gaaaanz Mutige trainieren richtig Barfuß. Wenig Profil bedeutet aber auch, dass Du wenig Halt auf losen und/oder rutschigen Untergründen hast.
Laufsohlen mit mehr Profil, man spricht hierbei auch von einer „grobstolligen“ Sohle, bieten Dir wesentlich mehr Halt und Trittsicherheit, sind aber deswegen auch steifer und schwerer. Für Bergwanderungen musst Du diese Sohlenart wählen. Bei Eis und Schnee vertraue auf zusätzliche Schuh-Schneeketten!
Die Zwischensohle bietet den Übergang zwischen der Lauf- und der Brand-/Innensohle und soll Erschütterungen abfangen, dadurch ermüden Deine Muskulatur, Gelenke und Knochen etwas langsamer. Das Sohlensystem ist recht komplex, so kommen oft noch Wetterschutzränder und spezielle Dämpfkeile hinzu.

Wie pflege ich meine Wanderschuhe?

Dafür gibt es ein paar einfache Vorgehensweisen:

Erstpflege
Informiere Dich, wie Du Deine Neuerwerbung vor der ersten Wanderung pflegen solltest. Pflegemittel wie Wachs, Fett und Imprägniersprays können nach Herstellerempfehlung zum Einsatz kommen.
Reinigung
Bevor Du mit Pflegeprodukten hantierst, säubere Deine Schuhe mit Wasser und Bürste. Von Vorteil ist hier, wenn Du die Sohlen rausnehmen kannst, wasche diese separat.
Tipp:
Auf eine Waschmaschinenreinigung würde ich generell verzichten, weil Du nie genau wissen kannst, was das Waschen und Schleudern mit Deinem Schuh so anstellt.
Schau Dir auch Deine Laufsohlen an und entferne Steine und sonstiges Eingetretenes (kann ja alles Mögliche sein ), also wie beim Reifenwechsel am Fahrzeug.
Trocknung
Lass, ja nach Material, Deinen Schuhe genügend Zeit zum Trocknen.
Tipps:
Zeitungspapier kann helfen, sorge für eine gute Belüftung. Wenn Du Deine Schuhe im Winter auf eine Heizung stellst oder sie im Sommer der Sonneneinstrahlung überlässt, kann eine zu schnelle Trocknung und eine zu große Hitzeeinwirkung die Materialeigenschaft verändern. Solltest Du an einen Fön denken, weil es schnell gehen muss, dann wähle eine leistungsschwache Stufe und halte genug Abstand, denn viele synthetische Materialien schmoren recht schnell.
Pflege
Siehe Erstpflege.
Tipp für Faule: Es gibt Anbieter, die eine Reinigung und Pflege gegen ein Entgelt übernehmen.
Reparatur
Bei teuren Anschaffungen kannst Du durchaus beim Anbieter/Hersteller anfragen, was eine Reparatur kostet. Es kann sich lohnen, beispielsweise bei einer Neubesohlung. Schau Dir auch die Garantieversprechen etwas genauer an, vielleicht ist die Reparatur sogar kostenlos für Dich oder Du erhältst aus Kulanz ein nigelnagelneues Paar.
Viele Anbieter/Hersteller legen großen Wert auf Kundenzufriedenheit. Manchmal ist aber auch eine Reparatur nicht sinnvoll oder Deine Wanderschuhe sind verschlissen, dann gönne Deinen Füßen eine neue Behausung und entsorge Deine alten Wanderschuhe oder werde damit gestalterisch tätig…