Saaletour 2020

0. Das Projekt

Was für ein schönes Projekt! Ich habe innerhalb eines Jahres die Saale mit 12 Etappen in ca. 40 km-Abständen auf ihren 413 Fluss-km besucht. Im Januar an der Quelle gestartet, jeden Monat ein Stückchen weiter flussabwärts Station gemacht, bis zur Mündung in die Elbe im Dezember. In diesem Video erfährst Du mehr über Hintergründe, Motivation und Planung. Am Ende des Videos ziehe ich ein Fazit. Die tatsächliche Gesamtstrecke betrug 289,6 km, die ich in 50 h reiner Wanderzeit zurücklegte. 

Collection aller 12 Etappen auf komoot

1. Etappe: Wanderung um die Saalequelle

Wo begann diese Saaletour? Natürlich an ihrer Quelle in der Nähe von Zell im Fichtelgebirge in Bayern. Von hier aus schlängelt sich die Saale über 413 km durch Bayern, Thüringen und mündet schließlich bei Barby in Sachsen-Anhalt in die Elbe.

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2. Etappe: Hof an der Saale

40 km flussabwärts nach der Quelle führte mich meine Tour in die Stadt Hof. Diese Saalestadt betreibt in ihrem Stadtgebiet an zwei Streichwehren jeweils einen Tümpelpass, der die Durchgängigkeit der Saale ermöglicht und somit als Tieraufstiegshilfe beispielsweise für kleinere Fischarten dient. Im Video sieht man den Tümpelpass am Hallenbadwehr, mit welcher Idylle sich die Saale auch in das Stadtbild von Hof einfügt, die St. Michaelis-Kirche nebst Rathausturm, den Untreusee und die Einmündung des Göstrabachs in die Saale unterhalb der Burg Saalenstein, deren Rudimente sich ca. 5 km nördlich von Hof befinden.

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3. Etappe: Saalburg-Ebersdorf

Als 3. Etappe besuchte ich die Region um den Bleilochstausee. Dieser See ist der bundesweit wasserreichste Stausee und er erhielt seinen Namen von den vor der Anstauung vorhandenen Wasserlöchern, in denen Blei abgebaut wurde. Die Saale wurde ab den 1930er Jahren zur Energiegewinnung und zum Hochwasserschutz mehrfach künstlich angestaut, damit entstand die Saalekaskade mit 5 Stauanlagen. Deutschlands größte Stauseeregion (auch „Thüringer Meer“ genannt) wurde zum Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale und lädt seitdem zu vielfältigsten Freizeitaktivitäten ein. Höhepunkte der 39 km-Wanderung (neben dem Bleilochstausee): Saalburg, Pumpspeicher-Kraftwerk Bleiloch, Burgkhammer-Stausee am Koberfelsen, Schloss Burgk

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4. Etappe: Halle und die Saale

Corona-bedingt musste ich meinen Tourenplan ändern, anstelle von Saalfeld rückte erst einmal die Tour durch die Stadt Halle (Saale). Mein Heimspiel: Eine Wanderung an der Saale im Stadtgebiet von Halle. In Halle findet man so viele wunderschöne Plätze, es gibt sehr viele Inseln, Brücken, Schleusen und Wehre. Ein Besuch der Saale, ob nun Hallenser oder nicht, lohnt sich immer!

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5. Etappe: Bad Dürrenberg und Leuna

Die 5. Etappe meiner Saaletour führte mich in die schöne Landschaft zwischen Bad Dürrenberg und Leuna. Ein sehr schöner Verweilpunkt war der Steg an der ehemaligen Fährstelle bei Kreypau (2009 Eingemeindung zur Stadt Leuna). Hier in Kreypau sollte eigentlich auch der Saale-Elster-Kanal in die Saale münden, 1943 wurde der Bau leider eingestellt. Ich fand auch einen Hinweis zur den 1870 und 1936 durchgeführten Saalebegradigungen bei Kreypau. Dann gab es Biber-Bissspuren in der Nähe der Schiffsanlegestelle Leuna. Ich wanderte zum Wasserkraftwerk von Bad Dürrenberg und zum Borlachturm. Bergrat Johann Gottfried Borlach ließ als Direktor der Kursächsischen Staatssalinen in Bad Dürrenberg 19 Jahre lang nach Solequellen bohren. 1763 war es endlich soweit, er wurde fündig und eine Salzgewinnungsanlage wurde errichtet. Salz war schon im 18. Jahrhundert ein sehr kostbares Wirtschaftsgut. 200 Jahre lang wurde es durch den Prozess der Gradierung hergestellt, 1963 war diese Art der Produktion nicht mehr rentabel. Zur Anlage gehört das in Europa längste zusammenhängende Gradierwerk, das Sudhaus und der Borlachturm, der als Salzmuseum besichtigt werden kann. Von der Ernst-Thälmann-Brücke in Bad Dürrenberg hatte ich einen schönen Blick in den Norden. Man sieht die Eisenbahnbrücke der Strecke zwischen Bad Dürrenberg und Großkorbetha, die Leuna-Werke und das Braunkohlekraftwerk Schkopau. Eine kurze, aber sehr schöne Tour.

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6. Etappe: Naumburg

Im Juni 2020 besuchte die Saale im Norden von Naumburg. Dabei begleitete mich die Saale an den beeindruckenden Saale-Unstrut-Weinberghängen. Ich stieß auch am Saaleufer auf einen Hinweis zur Kayser´s Badeanstalt, die sich mal in der Nähe des Hauptbahnhofes von Naumburg befand. Die Staustufe Altenburg sollte für geübte Kanuten kein Problem sein. In Bad Kösen kam ich am Wehrdamm und dem Gradierwerk vorbei. Eine schöne Weinanbauregion, die Weine sind einfach toll…

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7. Etappe: Camburg - Dornburg

Auch im Juli ging die Saaletour weiter und die 7. Etappe führte mich in die die Region um die Kleinstadt Dornburg-Camburg. Die Höhenburg in Camburg, in der man sich heutzutage auch sehr idyllisch das „Ja-Wort“ geben kann, lag fast auf dem Weg. Sie wurde im 11. Jahrhundert gegründet und nach Ihrer Zerstörung im Jahre 1450 blieb leider nur der 37 m hohe Bergfried und wenige Reste der Umfassungsmauer erhalten. Schon im Mittelalter erwies sich Camburgs Lage an den Fernhandelsstraßen als Vorteil. Die Stadt Dornburg-Camburg liegt inmitten eines Muschelkalktales. Im Steinbruch vor Ort werden viele Rohstoffe, z.B. der Dornburger Kalkstein, abgebaut und zu hochwertigen Baustoffen verarbeitet. Vorbei ging es auch am Camburger Wehr, mit der Mühle im Hintergrund. Für Kanuten ist das Wehr nicht befahrbar, aber es gibt Ein- und Ausstiegsstellen. Schon vom Weitem zu sehen: die hochgelegenen Dornburger Schlösser im Saaletal. Auch hier in dieser Region gibt es viele Saalebrücken, eine verbindet die Gemeinde Wichmar mit ihrem Ortsteil Würchhausen verbindet. Leider ging es an einer Stelle nicht weiter und ich musste umkehren und denselben Weg wieder bis ins Ziel zurückwandern, schade.

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8. Etappe: Kahla

Das Saaletal rund um die thüringische Kleinstadt Kahla war die 8. Etappe meiner Saaletour. Diese Tour führte mich am (etwas wasserlosen) Wehr in der Gemeinde Schöps vorbei. Dieses Wehr ist für Kanuten nicht befahrbar, sie müssen ihr Kanu “in die Hand nehmen“. Ich konnte mir auch einen Blick auf den Berggipfel Dohlenstein von der Saalebrücke in Kahla aus gönnen. Unweit der Porzellanstadt Kahla befindet sich eine der schönsten Burgen Thüringens, die Leuchtenburg, auch „Königin des Saaletals“ genannt. Die Burg beherbergt auch ein Museum, in dem man sich über die 800-jährige Geschichte des Thüringer Porzellans informieren kann. Ein Hinweisschild in Kahla verwies auf den Saale-Radwanderweg. Die Region um Kahla bietet sich zudem für anspruchsvolle Mountainbike-Touren an. Vielleicht komme ich noch einmal mit meinem Rad hierher…

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9. Etappe: Saalfeld

Die 9. Etappe meiner Saaletour begann im schönen Saalfeld. Vorbei an den Saale-Kaskaden ging es auf zum Kulm, ein Berg mit einer Höhe von 482 m. Dort wurde natürlich auch der Kulm-Turm bestiegen, welcher einen tollen Rundumblick ermöglicht. Nach dem Ort Oberpreilipp ging es in Richtung Cumbach, um dort die wunderschöne Riviera Rudolstadt zu bestaunen. Hinter Schwarza ging es immer am Saaleufer entlang wieder zurück nach Saalfeld. Es war eine sehr schöne Tour.

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10. Etappe: Rothenburg und Alsleben

Im Oktober machte ich mich nun schon auf zu meiner 10. Etappe, die Saale-Region westlich von Könnern. Am 08.03.1575 ist es zwischen Trebnitz und Alsleben passiert: Die Saale war für 6 Stunden verschwunden! In den verbliebenen Rinnsalen konnte man Fische fangen, die Fähre und Kähne lagen auf dem Trockenen. Viele Menschen erfasste Verzweiflung, Verunsicherung breitete sich aus. War das die Strafe Gottes gegenüber der sündigen Menschheit, der Beginn der Apokalypse? Immerhin konnten sich die Geschicktesten an einer kostenlosen Fischmahlzeit erfreuen, kurz vor dem schmerzlichen Gang ins düstere Jenseits. Doch nach qualvollen sechs Stunden folgte die durchaus irdische Erlösung: Die Saale war wieder da! Die Ursache lag in den unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten, die auch tieferliegende erzhaltige Adern enthielt, welche für ein Kupfer-Schürfen ab 1350 sorgten. Darüber lagen weichere Gesteine und es muss 1575 abrupt zu einem größeren Grundbruch gekommen sein, wobei sich ein Schwundloch bildete, in das die Saale ihr Wasser oberirdisch verlor. Ich kam an der Georgsburg zwischen Könnern und Nelben vorbei, die heute eine Gaststätte beherbergt. Und immer weiter an der Saale entlang, beispielsweise am Ort Trebnitz. Auf dieser Wanderung erklomm ich eine Industrieruine zwischen Alsleben und Trebnitz, von der aus Bergbaumaterialien auf Schiffe verladen wurden. Der Alslebener Hafen ist schön angelegt. Alsleben ist eine alte Schifferstadt an der Saale. Ein sehr aussagekräftiges Schild erblickte ich auf der Saale-Fähre Brucke bei Rothenburg. Diese Wanderung hat sehr viel Spaß gemacht.

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11. Etappe: Bernburg und Calbe

Im November machte ich mich auf zu meiner vorletzten Etappe meiner Saaletour, in die Region nördlich von Bernburg bis Calbe. Das Industriegebiet zwischen Bernburg und Nienburg war schon von weitem sichtbar, hier werden hauptsächlich Baustoffe hergestellt. Auf dieser Tour kam ich an der Einmündung der Bode in die Saale innerhalb der Stadt Nienburg vorbei. Im Harz entsprungen hat das Wasser der Bode 169 km geschafft und kann sich nun in der Saale entspannt treiben lassen. Die Staustufe Calbe, bestehend aus der Wehranlage, zwei Wasserkraftwerken, einer Fischaufstiegsanlage und einer Schleuse wurde erstmals 1870 fest erbaut und musste nach dem verheerenden Hochwasser 2013 instandgesetzt werden. Am Schleusengraben von Calbe entlang gelangte ich zur von der 1932 in der Magdeburger Werft gefertigten Gierseilfähre Calbe, die sehr umweltfreundlich nur von der Saaleströmung angetrieben wird. Zwischen Calbe und dem ehemaligen Kloster Gottesgnaden besteht schon seit 1168 eine Fährverbindung.

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12. Etappe: Saalemündung bei Barby

Im Dezember endet nun meine Saaletour an Der Mündung in die Elbe bei Barby im nördlichen Sachsen-Anhalt.

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13. Fazit

Die Saale ist ein schöner Fluss und zeigte sich in unterschiedlichen Erscheinungsbildern, mal schmal und wild, mal breit und entschleunigt, mal einfach angestaut. Interessant waren auch die vielen Bauwerke und markante Stellen, wie Brücken, Schleusen, Wehre, Fischtreppen, Stege, Fähren und Häfen. Ich bereue keinen Fluss-Kilometer, den ich bestritten habe. Dabei konnte ich viel Natur erleben und mir begegneten auch viele interessante Menschen.
Schade, dass diese tolle Projekt schon zu Ende ist, a
ber Lust auf ein Neues habe ich schon riesig! Ein Resümee zu dieser Saaletour 2020 ist auch im Video „Teil 0 – Das Projekt“ zu finden. Für 2024 ist eine Tour an der Elbe geplant… 👍